Vor dem Beginn der Tarifrunde 2019 im privaten und öffentlichen Bankgewerbe am 15. Februar verweisen die Arbeitgeber auf die unverändert schwierige Branchenlage. Die Banken stünden unter erheblichem Druck: Die Ertragskraft sei nach wie vor schwach, zugleich bleibe der Kostendruck hoch. Auslöser seien weiterhin die anhaltenden Niedrigzinsen, erheblich gestiegener Aufwand durch die Banken-Regulierung, zurückgehende Kundenbindung und hohe Investitionen in neue digitale Geschäftsmodelle.
„Unser Spielraum beim Gehalt bleibt unverändert sehr gering“, sagt Karl von Rohr, Verhandlungsführer der Banken-Arbeitgeber. „Die Branchenlage und die Rahmenbedingungen haben sich seit dem vorherigen Tarifabschluss 2016 nicht verbessert. Das muss sich im Ergebnis der diesjährigen Tarifrunde widerspiegeln.“ Für die Tarifgemeinschaft öffentlicher Banken betont deren Vorsitzender Gunar Feth: „Wir bewegen uns weiterhin in einem sehr herausfordernden Marktumfeld. Außerdem erfordern Regulierung und Digitalisierung bei unseren Mitgliedern hohe Investitionen. In dieser Situation ist Kostendisziplin oberstes Gebot.“
Die Banken-Arbeitgeber betonen, die Branche bleibe aus verschiedenen Gründen in schwerem Fahrwasser. Zwar habe sich das Kreditgeschäft mit Privatkunden zuletzt solide entwickelt, dem stehe aber ein deutlich stärkerer Zuwachs an Kundeneinlagen gegenüber, der in Zeiten von Negativzinsen hohe Kosten verursache. Im Firmenkundengeschäft habe die Kreditvergabe zuletzt angezogen, allerdings schwäche sich dieser Trend bereits wieder ab. Insgesamt leide das Zinsgeschäft, das immer noch eine der wichtigsten Ertragsquellen der deutschen Banken sei, unverändert unter dem niedrigen Zinsniveau und damit auf absehbare Zeit unter weiter sinkenden Margen. Die erhoffte Zinswende sei immer noch nicht in Sicht.
Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trübten sich ein. So seien die Konjunkturprognosen für Deutschland zuletzt durchweg deutlich gesenkt worden. Hinzu kämen Abschwungtendenzen auch in China und wichtigen Schwellenländern, wachsende politische Instabilität und eine zunehmend protektionistische Handelspolitik. Dies schlage auf die Exportnation Deutschland in besonderem Maß durch. Insgesamt seien die volkswirtschaftlichen Risiken erheblich gestiegen und damit die Gefahr negativer Auswirkungen auf das Bankgeschäft.
Karl von Rohr: „Das Bankgewerbe bleibt auf absehbare Zeit starken Belastungen ausgesetzt. Deshalb gilt auch weiterhin: Die allgemeine Lohnentwicklung kann für uns nicht der Maßstab sein.“ Die Banken seien nicht vergleichbar mit der Industrie oder dem öffentlichen Dienst, der angesichts der zuletzt noch guten Konjunktur von hohen Steuereinnahmen profitiere. Gunar Feth: „Die Rentabilität der deutschen Banken ist im internationalen Vergleich zu gering. Wenn wir dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir unsere Kosten stabilisieren – das liegt auch im Interesse aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Branche.“
Vor diesem Hintergrund seien die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften Verdi und DBV (jeweils 6,0 Prozent für 12 Monate) und DHV (8,0 Prozent für 18 Monate) nicht nachvollziehbar – dies umso weniger, als die Gewerkschaften noch gewichtige Zusatzforderungen etwa zu Urlaub und Arbeitszeiten erhoben hätten. Zudem sei das Vergütungsniveau in den Banken trotz schwieriger Branchenlage immer noch weit überdurchschnittlich.