- Weltwirtschaft wächst moderat, US-Zollpolitik belastet
- Deutschland vor besonderen Herausforderungen
- EZB mit weiteren Zinssenkungen, aber begrenztem Spielraum
Frankfurt a.M. – Die angekündigten zollpolitischen Maßnahmen der neuen US-Regierung überschatten die wirtschaftlichen Aussichten für das Jahr 2025. Sie dürften das Wachstum in Europa dämpfen sowie die Inflation erhöhen, wobei die Einschätzungen über Umfang und Timing dieser Effekte auseinandergehen. Dieses Bild zeigte sich bei der heutigen Vorstellung der VÖB-Kapitalmarktprognose, bei der Dr. Jürgen Michels (BayernLB), Birgit Henseler (DZ BANK AG), Ulf Krauss (Helaba), Dr. Thomas Meißner (LBBW) und Christian Lips (NORD/LB) einen Ausblick auf das kommende Jahr gaben. Eingeflossen sind zudem die Prognosen von Dr. Ulrich Kater von der DekaBank.
Moderates Wachstum der Weltwirtschaft
Für die globale Wirtschaft erwarten die Kapitalmarktexperten für 2025 ein moderates Wachstum von etwa 3 Prozent, wobei China mit einem prognostizierten BIP-Zuwachs von knapp 5 Prozent weiterhin eine treibende Kraft ist. Die USA verzeichnen mit einem Wachstum von 1,6 bis 2,2 Prozent eine solide, wenn auch nicht dynamische Entwicklung. Europa bleibt hingegen hinter den globalen Trends zurück, wobei insbesondere Deutschland mit einem erwarteten Wachstum zwischen -0,2 und +0,7 Prozent deutlich schwächer abschneidet.
Deutschland und Europa: Reformbedarf und strukturelle Herausforderungen
Im Euroraum bleiben Wachstum und Konsum durch strukturelle und geopolitische Unsicherheiten belastet. Deutschland steht dabei inmitten einer strukturellen und konjunkturellen Krise vor besonderen Herausforderungen. Die hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit belastet sowohl das Investitionsklima als auch das Verbrauchervertrauen, auch wenn für 2025 mehrheitlich ein leichter Rückgang der Inflationsraten und damit einhergehend weitere Reallohnzuwächse erwartet werden. Gleichzeitig bremsen Fachkräftemangel, Investitionszurückhaltung und die drohenden Folgen der US-Handelspolitik die Erholung der Industrie.
Geld- und Zinspolitik: EZB vor Balanceakt
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der Experten ihren Zinssenkungspfad im Jahr 2025 fortsetzen. Der Einlagensatz könnte bis Jahresende auf etwa 1,75 bis 2,0 % sinken. Dabei stehen die Währungshüter vor der Herausforderung, einerseits die Konjunktur zu stützen und andererseits Inflationsrisiken unter Kontrolle zu halten. Bei der US-Notenbank Fed zeigt sich ein abweichendes Bild: Falls inflationstreibende Zölle Realität werden, dürfte der Zinssenkungsspielraum begrenzt sein.
Kapitalmärkte: Volatilität bleibt hoch
An den Anleihemärkten wird ein gemischtes Bild erwartet. Renditen zehnjähriger Bundesanleihen könnten sich bis Ende 2025 im Bereich von 2,2 bis 2,75 % einpendeln, während in den USA die langfristigen Renditen eher über 4 % liegen dürften. Geopolitische Entwicklungen bleiben zentrale Unsicherheitsfaktoren.