- Sukzessive Konjunkturaufhellung
- Inflationsgefahren im Fokus
- Ansteigende Renditen auf Bundesanleihen
- Kein Kurswechsel der EZB
Berlin – Die Themenkomplexe Geschwindigkeit und Intensität der wirtschaftlichen Erholung bei einer sich abschwächenden pandemischen Lage, mögliche Inflationsgefahren sowie die Geldpolitik dominieren die Kapitalmarktprognose-Pressekonferenz des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, VÖB.
Die Kapitalmarktexperten Dr. Jürgen Michels (BayernLB), Dr. Ulrich Kater (DekaBank), Birgit Henseler (DZ BANK AG), Ulf Krauss (Helaba), Dr. Jens-Oliver Niklasch (LBBW) und Christian Lips (NORD/LB) erwarten, dass die wirtschaftliche Entwicklung bei einer sich abschwächenden Pandemie an Fahrt gewinnt. Für das laufende Jahr bewegen sich ihre Prognosen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt in einer Spanne von 2,5 und 3,7 Prozent, für den Euroraum zwischen 3,7 und 5,1 Prozent. Für das Jahr 2022 liegt die Prognosespanne zwischen 2,3 und 4,8 Prozent (Deutschland) und zwischen 2,4 und 4,9 Prozent (Euroraum). Gemeinsam erklärten die VÖB-Kapitalmarktstrategen: „Mit dem Abebben der Pandemie wird der konjunkturelle Aufholprozess voranschreiten. Kräftige Nachholeffekte bei Konsum und Investitionen werden vor allem im zweiten Halbjahr 2021 diese Entwicklung unterstützen.“
Nach der Stabilisierungspolitik über umfangreiche fiskalische Ausgabenprogramme und eine sehr expansive Geldpolitik bewegen die Finanzmarktteilnehmer jetzt vor allem die aktuellen deutlich höheren Inflationsraten. Die VÖB-Kapitalmarktstrategen bewerten die Inflation als Herausforderung, sind sich aber einig, dass trotz kräftig ansteigender Teuerungsraten ein Trend hin zu einem sich verfestigendem Ausbruch der Inflation nach oben nicht zu erwarten ist: „Der vorübergehende Anstieg ist vielmehr temporären Einflüssen und Sondereffekten geschuldet.“ Für Deutschland erwarten die Experten der VÖB-Mitgliedsinstitute deshalb nach einem kräftigen Anstieg im 6-Monatszeitraum auf 2,4 bis 2,8 Prozent auch durchweg eine fallende Tendenz auf ein Niveau zwischen 0,9 bis 1,8 Prozent bis zum Ende der 12-Monats-Betrachtung.
Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe wird im Jahresverlauf weiter steigen. Gleichwohl erwarten alle Kapitalmarktexperten die Rendite in 12 Monaten weiterhin im negativen Bereich: „Die EZB wird den Renditeanstieg argumentativ dafür nutzen gegenzusteuern und auf absehbare Zeit ihre Anleihekaufprogramme fortzusetzen und niedrige Leitzinsen beizubehalten.“
Einigkeit herrscht zwischen den VÖB-Experten daher auch in der Frage, ob die EZB vor einem geldpolitischen Kurswechsel steht: „Allgemeine Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung, ein nur temporärer Anstieg der Inflation sowie höhere Renditeniveaus werden die EZB dazu veranlassen, den Modus der lockeren Geldpolitik beizubehalten.“